Es gibt zahlreiche Arten und Möglichkeiten ein Kind zu erziehen. Viele Eltern verfolgen einen Erziehungsstil, den bereits ihre Eltern angewendet haben. Andere entscheiden sich für eine alternative Form, weil sie die selbst erfahrene Methode hinterfragen. Für welchen Stil man sich auch entscheidet, im Vordergrund sollte immer das Wohl des Kindes sowie die Berücksichtigung seiner Interessen und Fähigkeiten stehen.

Autoritärer Erziehungsstil

Hierbei handelt es sich um den in den vergangenen Jahrhunderten vorherrschenden Erziehungsstil. Bis in die 1960er Jahre war er maßgebend und lehrte erstrebenswerte Tugenden wie Gehorsam, Fleiß und Pflichtgefühl. Ziele und Normen werden ausschließlich durch Eltern und Erzieher festgelegt, während die individuellen Bedürfnisse des Kindes eine untergeordnete Rolle spielen.

Selbstbewusstes Verhalten wird nicht selten mit Misshandlungen bestraft. Autoritär erzogene Kinder sind in ihrer Kreativität eingeschränkt. Zudem weisen sie ein geringes Selbstwertgefühl auf und neigen zu aggressivem Verhalten. Allerdings ist dieser Stil, bei dem ein Mitdenken des Kindes unerwünscht ist, nicht mehr zeitgemäß.

Autokratischer Erziehungsstil

Als Steigerung des autoritären Stils kann die autokratische Erziehungsmethode bezeichnet werden, bei der das Ausüben von Autorität oberste Priorität hat. Die Entwicklung einer eigenen Meinung des Kindes ist für die Eltern nicht von Bedeutung. Dies führt dazu, dass sich das Kind nicht selbst entfalten kann.

Minderwertigkeitsgefühle und fehlende eigene Kreativität sind die Folge. Als Erwachsene können die derart erzogenen Kinder keine Entscheidungen treffen und stehen oftmals als Außenseiter dar. Gegenüber Schwächeren treten sie dann häufig aggressiv auf, um ihr mangelndes Selbstwertgefühl zu kompensieren.

Autoritativer Erziehungsstil

Die autoritative Methode stellt eine abgemilderte Form des autoritären Stils dar. Zwar bestehen auch hier klare Regeln und Anforderungen, allerdings kann auch das Kind seine Meinung kundtun, sodass ein Austausch möglich ist. Die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes finden Beachtung.

Studien verweisen darauf, dass die autoritative Erziehung im Vergleich zu der strengeren, autoritären Methode das Kind in seiner Entwicklung besser fördert. Die Argumente reichen von höherer Sozialkompetenz bis zu einem ausgezeichneten Zurechtfinden in der Welt.

Antiautoritärer Erziehungsstil

Die antiautoritäre Erziehung ist das absolute Gegenkonzept zu den vorher genannten Erziehungsstilen. Es wird auf jegliche Ausübung von Macht verzichtet und das Kind gelangt in den Genuss absoluter Freiheit. Es soll sich von Beginn an zu einer selbstbewussten und eigenständigen Persönlichkeit entwickeln.

Fehlende Grenzen können allerdings dazu führen, dass das Kind im Laufe der Zeit egoistisch und selbstbezogen wird und gesellschaftliche Regeln missachtet.

Laissez-fairer Erziehungsstil

Bei der laissez-fairen Methode, welche eine Variante des antiautoritären Stils darstellt, verhalten sich die Eltern gegenüber dem Kind eher passiv. Die Erziehungsberechtigten verlangen kaum etwas und das Kind wird hauptsächlich sich selbst überlassen.

Laut Studien entwickeln Kinder, die derart erzogen werden, ein geringes Selbstwertgefühl und es fällt ihnen schwer, sich anzupassen. Ferner kann es ihnen Probleme bereiten, Beziehungen zu Personen im gleichen Alter aufzubauen beziehungsweise zu pflegen, da sie emotionale Bindungen nicht kennengelernt haben.

Permissiver Erziehungsstil

Als gemäßigte Form des laissez-fairen Stils lässt sich die permissive Erziehung bezeichnen. Die Eltern halten sich eher zurück und das Kind muss bei persönlichen Entscheidungen selbst Initiative ergreifen. Auf diese Weise wird die Entwicklung einer eigenen Meinung sowie das Erkennen eigener Bedürfnisse gefördert. Im Vergleich zum laissez-fairen Stil werden allerdings hin und wieder Grenzen gesetzt, sodass die Entwicklung wichtiger sozialer Kompetenzen nicht ganz ausgeschlossen ist.

Demokratischer Erziehungsstil

Der heutigen Vorstellung vieler Eltern von einer „richtigen Erziehung“ kommt der demokratische Stil sicherlich am nächsten. Er zeichnet sich durch wechselseitige Kommunikation aus. Lösungen beispielsweise bei schulischen Schwierigkeiten werden gemeinsam gefunden. Durch diesen Stil werden Teamfähigkeit und Selbstkritik sowie Wertschätzung gegenüber Mitmenschen gefördert.

Die Vorteile liegen bei der Motivation des Kindes sowie der Nutzung seines Potentials. Allerdings geht mit der Form der Mitbestimmung auch eine längere Entscheidungsdauer einher.

Egalitärer Erziehungsstil

Bei dieser Art zu erziehen sind Eltern und Kinder völlig gleichberechtigt. Alle Entscheidungen treffen sowohl Eltern als auch Kinder gemeinsam und die Meinung des Kindes ist ausdrücklich gewünscht. Mit Lob und Kritik wird offen umgegangen, sodass eine umfangreiche Kommunikation stattfindet. Problematisch ist es insofern, als dass alle Entscheidungen ausdiskutiert werden und häufig Konfliktsituationen entstehen. Eine konsequente Umsetzung des egalitären Stils erfordert daher sehr viel Zeit und Geduld.

Negierender Erziehungsstil

Die auch als vernachlässigender Stil bezeichnete Form der Erziehung ist durch Gleichgültigkeit und Desinteresse gegenüber dem Kind gekennzeichnet. Es ist vollkommen auf sich allein gestellt und erfährt lediglich eine sekundäre Erziehung durch seine Umwelt. Negierend erzogene Kinder erfahren keine Sicherheit und Geborgenheit.

Sie verwahrlosen körperlich und seelisch. Körperliche Gewalt in der Familie ist nicht selten. Aufgrund fehlender Zuneigung hegen die derart erzogenen Kinder im Erwachsenenalter häufig emotionale Distanz zu anderen Menschen und es mangelt ihnen an Selbstwertgefühl.

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